Reparatur und Restauration – Wanduhr-Regulator – ca. 1912

Model: Regulator-Historismus
Herstellungszeit: 1912
Marke: Mauthe, Hakenhemmung und Schlossscheibenschlagwerk.

Symptom

Der Besitzer beschreibt, dass das Schlagwerk nicht entsprechend der angezeigten Stunde schlägt und auch nach Richtigstellung tritt nach 12 Stunden wieder eine Ungenauigkeit auf.

Die Reparatur beginnt also mit einer kurzen Testzeit, um das Symptom besser zu verstehen. Nach mehrfachem Überprüfen des Schlagwerkes bestätigt sich der Fehler.

Das Uhrengehäuse befindet sich außerdem in einem unvollständigen Zustand, keine Aufsatzkrone und im Unterbaubereich keine Drechselelemente. Diese werden angefertigt.

Fehlersuche

Alles fängt an mit dem

  • Ausbau des Uhrwerks aus dem Uhrengehäuse:
    • Pendel aushängen,
    • die rechts und links am Uhrwerktragestuhl befindlichen Festellschrauben werden gelöst, um das Uhrwerk vom Tragestuhl herauszuziehen.
  • Entnahme des Uhrwerks.
  • Zeiger und Ziffernblatt vom Uhrwerk ablösen
  • Uhrwerk reinigen und schmieren

Ich stelle ein weiteres Problem fest: das Antriebsrad der Flügelwelle ist lose.

Den Sitz des Antriebrads auf richtigen Sitz positioniert und mit Weichlot fixiert.

Schnell stellt sich die Ursache des ursprünglichen Problems heraus: auf dem Schlagwerknutenrad hat sich scharfkantiger Grad gebildet, der den Schlagwerkauslösehebel blockiert und somit das Falschschlagen hervorruft.

Das Mauthe-Uhrwerk

Reparatur

Das Schlagwerknutenrad wird ausgebaut und die Gleitbahnen der einzelnen Nuten werden entgratet. Nach Einbau beginnt die Funktionsüberprüfung und Testzeit der Uhrwerkgenauigkeit und die Schlagwerkgenauigkeit.

Reproduktion der Holzelemente

Bei Abgabe durch den Besitzer, fiel mir auf, dass das Regulatorgehäuse, im aktuellen Istzustand, nicht mehr vollständig war. Vorgesehenen Bohrungen und Schlitze deuten dies an.

Auf Wunsch des Besitzers, soll das Uhrengehäuse wieder mit einer entsprechenden Krone und passenden Drechselelementen für den Unterbau komplettiert werden.

Das Anfertigen der Krone

  • Art des Grundkörper der Krone individuell festlegen und per Hand anfertigen.
  • zwei dazu passende, zweifach genutete Holzblenden herstellen 30 x 30 mm und aufleimen
  • dazugehörend zwei Abdeckplatten 40 x 40mm anfertigen und aufleimen
  • im oberen, mittleren Bereich der Krone, wird eine kleine Profilleiste auf die Frontfläche geleimt
  • im Anschluss wird auf der entstandenen Fläche, eine entsprechende Abdeckplatte aufgeleimt.
  • Die Abdeckplatten werden von oben zentrisch mit einem Loch von 9 mm Durchmesser versehen.
  • Nun werden die Drechselelemente gefertigt:
    1. zwei gleich aussehende Elemente für rechts und links
    2. eins auf der obere Mitte und,
    3. zu guter Letzt, um die Krone in der Frontfläche noch zu verzieren, wird ein flaches kreisförmiges Drechselelement (35mm Durchmesser) aufgeleimt.

Anschließend wird die neue Krone passend zum Farbton des Uhrengehäusedaches gebeizt, und wird, nach dem Trocknen, ausgiebig mit Antikwachs gewachst. Abschließend per Hand und einem weichem Tuch poliert.

Unterbau

Nun folgt das Drechseln der drei Figuren für den Unterbau des Uhrengehäuses. Ebenfalls, wie auf der Krone, wieder zwei gleich aussehende Figuren für links und rechts und eine für den unteren Sockel.

Drechselelemente gebeizt

Drechselelemente der Unterseite – gebeizt

Gehäuse

Die Oberfläche des gesamten Uhrengehäuses wird ebenfalls komplett behandelt: Reinigen, Beizen, Wachsen und Polieren, siehe Foto.

Für diese aufwendige Aktion muss die Tür vom Uhrengehäuse und das rechte und linke Schauglas ausgebaut werden. Der Sitz der Tür und der Uhrwerktragestuhl müssen, nach der Behandlung, neu festgelegt werden. Zum Zeitpunkt der Herstellung spielte die Symmetrie im Gesamtbild des Uhrengehäuses scheinbar keine große Rolle.

Die alten Schraubenlöcher in der Tür werden mit entsprechenden Holzdübeln verleimt und neu, nach vernünftigen Messungen, festgelegt. Die Tür bekommt nun die richtige Position. Jetzt kann auch der Uhrwerktragestuhl in der richtigen Position montiert werden. Im Voraus wird das gereinigte rechte und linke Schauglas wieder eingesetzt.

Als nächstes kann das Uhrwerk auf den Tragestuhl in die richtige Position eingesetzt werden.

Es ist absolut wichtig die richtige Position des Uhrwerks auf dem Tragestuhl festzulegen, weil der Schlagwerkhammer vom Uhrwerk den Rundgong nicht verfehlen und die Zeigerachse das Türglas nicht berühren darf. Als Letztes wird der Pendel eingehangen und das Uhrengehäuse im Lot ausgerichtet.

Nun kann das Uhrwerk in Bewegung gebracht werden, hierbei ist darauf zu achten, dass der Rhythmus des Schrittmachers (Anker) einen gleichmäßigen Klang hat.

Eine letzte Testzeit des Uhrwerk und Schlagwerk auf Passgenauigkeit kann nun beginnen.