Dokumentationen meiner Instandsetzungen und Restaurationen

Reparatur eines französischen Kaminuhrwerkes ca. 1880

Nach Reparatur und mehrmonatigen Laufen mit Funktionskontrolle kann ich etwas zum Stand der Reparatur der französischen Kaminuhr von mir hören lassen.

Ich kann sagen, die Uhr, sie lebt wieder!

Fehlerursache

Die Hakenöse der Aufzugsfeder war gebrochen. Das Abreißen der Öse wurde durch zu starkes Aufziehen der Feder verursacht. Der benutzte Aufzugsschlüssel war zu groß und erzeugte beim Aufziehen zu viel Kraft durch die Wirkung des Hebels.

Schrittweise durchgeführte Reparaturarbeiten:

  • Entfernen des Schrittmachers, um das Uhrwerk zu entspannen
  • Ablösen der Aufzugssperre des Uhrwerks und des Schlagwerks
  • Ablösen der Glocke
  • Ablösen der Zeiger, des Zifferblattzierring und des Zifferblatts
  • Lösen und Entfernen der Uhrwerksgetrieberückwand
  • Entnehmen des Zahnrads A (Aufzugsfedergehäuse)
  • Öffnen des Aufzugsfedergehäuse und herausnehmen der gebrochenen Feder
  • Anfertigen und anpassen einer neuen Hakenöse der Aufzugsfeder
  • Einsetzen der Feder ins Federgehäuse
  • Einsetzen des Aufzugfedergehäuses ins Uhrwerksgetriebe inklusive der dazu gehörigen Zahnräder
  • Zusammensetzen des gesamten Uhrwerksgetriebes
  • Reinigung und Schmierung
  • Einsetzen des Schrittmachers
  • Reinigungs- und Polierarbeiten am Zifferblattzierring, Zifferblatt, Pendel und Zeiger

Gesamtbearbeitungsdauer für Reparatur und Behandlung ca. 6 Stunden.

Das gesamte Uhrwerk ist wieder komplett und die Testzeit konnte beginnen. Diese beinhaltete:

  • Wie lange läuft das Uhrwerk ?
  • Wie genau läuft es?
  • Funktioniert das Schlagwerk?

Die Testzeit des Uhrwerks dauerte zwei Monate. Das Schlagwerk zeigte einen kleinen Defekt und dieser wurde gleich beseitigt. Der Schlagwerkauslösehebel war verbogen und lose in der Vernietung und stand nicht korrekt zum Nutenrastrad, dadurch fehlerhafte Schlagzahl.

Die Testzeit hat ergeben, dass das Uhrwerk circa 18 bis 20 Tage läuft.

Die rechte und linke Halteverstrebung wurden mit einem neuen Gewinde versehen, um ein leichteres und sicheres Einbauen in die Uhrständerröhre zu gewährleisten.

Einbauanleitung

(Das Uhrwerk wurde per Post an den Besitzer verschickt und der folgende Text beschreibt den Einbau und ist an den Empfänger gerichtet)

Das Uhrwerk befindet sich in einer stabilen Papphülle und ist mit Polsterfolie eingewickelt. Der Pendel ist auf Sperrholz gesichert und ein neuer passender Schlüssel ist auch dabei.

Transportstabilisierung

  1. Den Uhrenständer in sicherer Distanz bewahren.
  2. Das Uhrwerk vorsichtig aus der Papphülle nehmen: dabei Stück für Stück die Polsterfolie entfernen und dann herausschieben oder ziehen.
  3. Wenn Sie das Uhrwerk nun in den Händen halten, sehen Sie die beidenVerbindungsstreben rechts und links.
  4. Diese sind ebenfalls provisorisch mit Draht gesichert und an diesen Streben befindet sich der hintere Uhrwerkhaltering leicht angeschraubt, dieser muss von den Streben gelöst werden.
  5. Die Glocke muss auch abgeschraubt werden.
  6. Nach Ablösen der Glocke kann das Uhrwerk vorsichtig in die dafür vorgesehene Uhrwerkröhre von vorn nach hinten eingesetzt werden.
  7. Nun den hinteren Uhrwerkhaltering in der Uhrwerkständerröhre von hinten ein- bzw. aufsetzen und mit den Streben verschrauben. Achtung, nicht gleich zu fest anziehen, da das Zifferblatt, also 12 Uhr zu 6 Uhr, noch senkrecht ausgerichtet werden muss.
  8. Nun die beiden Schrauben anziehen, um ein Verdrehen des gesamten Uhrwerk beim aufziehen zu vermeiden.

Einhängen des Pendels.

  1. Der Uhrwerkständer wird vorsichtig nach vorn aufs Zifferblatt umgelegt
  2. Das Pendel wird von unten durch den Uhrwerkständer zur Pendelfeder geführt
  3. Die Pendelstange muss korrekt in der Schrittmachergabel hängen (siehe Skizze A)
  4. Der Uhrwerkständer wieder aufrecht stellen
  5. In der Waagerechten wird nun das Pendel leicht angestoßen. Die Uhr müsste nun Laufen

Hinweis bei Vor- oder Nachgehen der Uhr

Falls die Uhr vor- oder nachgeht, lässt sich mit Hilfe des graufarbigen Drehknopfes (über Ziffer 12) dies korrigieren. Beim Drehen ist ein leichtes Rasten zu spüren und zu hören. Dreht man den Knopf nach rechts (schneller), geht die Uhr vor, dreht man nach links geht die nach (langsamer).

Drehknopf zur Korrektion von Vor- und Nachgehen

Drehknopf zur Korrektion von Vor- und Nachgehen

Nachstellen des Schlagwerkes

Sollte das Schlagwerk der, auf dem Zifferblatt angezeigten, Zeit nicht entsprechen, dann besteht die Möglichkeit manuell einzugreifen. (siehe Skizze B). Der Schlagwerkauslösehebel wird mit einem kleinen Schraubenzieher ganz kurz und leicht angehoben und wieder losgelassen. Das Schlagwerk fängt nun an zu schlagen. Man muss nun warten bis es aufhört und dabei zählen. Der Vorgang wird so oft wiederholt, bis das Schlagwerk mit der Zeitanzeige übereinstimmt.

Weitere Bilder während der Reparatur

Henry Boettcher

http://hb56.de

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